Lieber
Herr Politiker, Herr Vorstandsdirektor, Herr Kammerfunktionär, Herrn
Abgeordneter, Herr Direktor, Herr „Führungsposition“ …
…
und natürlich auch
die paar Frauen, die es in diese illustre Runde geschafft haben.
Eine
Frage.
Wann
habe Sie zuletzt etwas gearbeitet? Nein, „reden“ zählt nicht!
Reden,
verhandeln, besprechen, klären, ausmachen – dass macht die
Bevölkerung 'nebenbei' und in ihrer Freizeit. Bei der
Hausversammlung und beim Schulsprechtag, auf der Bank, am Amt oder in
der Familie.
Ich
spreche von Arbeit, die es erfordert, dass man über längere Zeit
vollständig konzentriert bei einer (im besten Falle) nicht
ungeliebten Tätigkeit zu verweilen.
Und
Multitasking bedeutet nur, dass man mit seinen Gedanken nicht mal
halb bei der Sache ist. Weil 100 durch 2 nie mehr als 50 sein kann.
Ich
spreche von Arbeit – richtiger Arbeit.
Wie
das Malen eines Bildes.
Das
Erstellen einer Bilanz.
Das
Fahren eines Zuges oder Kraftwagens.
Das
Spielen einer Mozartsonate.
Das
Schweißen eines Rohres.
Das
Aufrichten einer Wand.
Das
Zuschneiden eines Bauteiles.
Das
Erfinden einer Programmzeile.
Das
Berechnen einer Versicherungsleitung.
Das
Ausklopfen einer Motorhaube.
…
Lassen
Sie mich raten. Sie wissen es nicht mehr. Sie wissen es nicht mehr
wie richtige Arbeit sich anfühlt, denn dass, was Sie als „Beruf“
machen, dass muss jeder Mensch „nebenbei“ können.
Wenn
Sie also nicht wissen, was Arbeit ist, dann sollten Sie aber auch
aufhören damit, den Menschen, die Ihnen die Butter auf's Brot
verdienen, zu sagen, wie sie ihre Arbeit machen sollen, wie sie ihr
Leben zu leben haben.
Natürlich
kann man Unglaubwürdigkeit dadurch wett machen, dass man laut ist.
Und je lauter einer schreit, um so eher glauben ihm die Leut. (Nein,
nicht von Nestroy sondern von Hitler.)
Mit
eurem Geschrei habt Ihr die Menschen aber in eine Spirale aus Neid,
Missgunst und Hass getrieben. Eine Spirale, die sich nun immer
schneller, immer unaufhaltsamer und immer 'tiefer' dreht. Gestern
waren es die Flüchtlinge, heute sind es alle Muslime – und morgen
die Rothaarigen? Oder die Sozialhilfeempfänger? Die Rentner, die
betteln gehen müssen?
Bei
den Roten hieß es mal:
„Was
wir erhoffen von der Zukunft Ferne:
Dass
Brot und Arbeit uns gerichtet stehen,
Dass
uns're Kinder in der Schule lernen
und
uns're Alten nicht mehr betteln geh'n.“
Das
hatten wir für 50 Jahre fast. Jetzt gehen wir wieder weg davon.