Das
Gefühl liegt irgendwo zwischen dem applaudierenden Gutmenschen und
der panischen Familie, die sich in ihrem Haus verschanzt.
Die
Asylpolitik schwankt zwischen Merkel und Macorn – die am Liebsten
alle Flüchtlinge in Jobs stecken würden um das BIP zu erhöhen –
und zwischen Seehofer und Orban – die am Liebsten alle Flüchtlinge
vor die Grenzen stellen würden. Und gleich noch ein paar mit, die
schon länger hier und unbequem sind.
Die
Medien pendeln zwischen dem arbeitsscheuen Sozialschmarotzer, der von
unseren Steuern lebt und dem gierigen Kontrahenten, der uns unseren
Job wegnimmt.
Alles
Bilder, die Angst schüren.
Mal
abgesehen davon, dass all dies tatsächlich stimmt – und alles
falsch ist. Weil es „den Flüchtling“ eben so wenig gibt wie „den
Deutschen“ - aber es gibt tatsächlich EINEN Punkt, an dem sich die
Flüchtlinge von den Europäern unterscheiden.
Was
man über alle Flüchtlinge gleichermaßen sagen kann, ist, dass sie
geflüchtet sind. Der Grund kann unterschiedlich sein, doch Angst um
ihr Leben, Angst davor, sein Leben nicht ausleben zu können, Angst
um sein wirtschaftliches Fortkommen ist immer ein Grund. Sie alle
sind geflüchtet, weil sie dort, wo sie waren, nicht so leben
konnten, wie sie es wollten. Also haben sie die Initiative ergriffen,
sind das Risiko eingegangen und haben sich einer vollkommen neuen
Situation gestellt.
Initiative
ergreifen!
Risiken
eingehen!
Sich
Herausforderungen und neuen Situationen stellen!
Das
alles kann „der Europäer“ (und auch „die Europäerin“!) kaum
mehr. Ja, wenn man sich die Gutmenschen und die Panikschieber
ansieht, so erkennt man zumeist, dass die Menschen mit der meisten
Angst jene sind, welche auch in ihrem Leben den Status Quo
verherrlichen und 'nur nichts ändern' wollen. 'Soll nur nicht
schlechter werden, als es ist' – so die gängige, österreichische
Aussage.
Von
'besser werden' keine Rede.
Die
Angst vor dem Flüchtling ist also – es tut mir leid – in erster
Linie das Unbehagen über die eigenen Unfähigkeit und Trägheit. Die
Angst davor, sich dem Wettbewerb zu stellen, eine Herausforderung
anzunehmen und sich auf neue Situationen einstellen zu müssen.
All
dies wären Qualitäten, die Europa im internationalen Wettstreit
dringend benötigen würde, während China unsere Wirtschaft langsam
unterwandert, russische Oligarchen Entscheidungsträger aufkaufen und
die USA sich immer mehr in den Schmollwinkel zurück zieht. Da müsste
Europa selbst aufstehen, Präsenz und Initiative zeigen. Doch Europa
wird polnisch, versteckt sich in weihrauchgeschwängerten Kirchen und
lässt nicht nur die christliche Caritas vor geschlossenen Türen
verrecken.
Aber
die Tore Europas werden nicht geschlossen bleiben.
Und
weil eine unkontrollierte Einreise ebenso dumm ist wie der Ausverkauf
von Wissen und Technologie, wird das Ergebnis der „Flüchtlingskrise“
sein müssen, dass die Europäer sich von ihren fetten Hintern
erheben und selbst wieder Risiken eingehen, Initiative zeigen und
sich der Situation stellen.
Weil
es nicht reicht im Fernsehsessel zu sitzen. Weil wir danach streben
müssen, besser zu werden, wenn wir unseren Status halten wollen.
Unbequem?
Ja, vielleicht.
Notwendig?
Ja, sicher!