Es
war so zirka damals, als die Handelshäuser erstarkten, die Bürger
gebildeter wurden und die Herrschenden immer panischer, dass das
Beamtentum eingeführt wurde.
Personen,
die den Herrschenden helfen sollten das Land zu verwalten und
gleichzeitig darauf zu achten hatten, dass sich diese Herrschenden
nicht (über Maßen) an der Bevölkerung bereicherten.
Um
dies zu erreichen sah man darauf, dass diese Beamten einigermaßen
verdienten um nicht bestechlich zu sein - aber nie all zu gut um
keinen Neid zu erregen. Andererseits musste man sie vor der Willkür
der Herrschenden durch Unkündbarkeit schützen, um sie nicht
manipulierbar zu machen.
Eine
Klasse von Priestern des Allgemeinen Wohlstandes zu schaffen, die
jedermanns Fortkommen im Auge hatte, das war ein interessantes
soziologisches Projekt und eine Phantasie, die eindeutig dem Weltbild
des 'reifen und von Natur aus gerechtem Menschen' der Aufklärung
geschuldet war.
Dass
trotz aller Sorgfalt Menschen käuflich sind, oder unter Druck
gesetzt werden können, das bewiesen die Generationen, die darauf
folgten.
Wohl
in seiner reinsten Verkörperung findet sich der pflichtbewusste
Beamte noch in der Person von Franz-Josef von Habsburg-Lothringen,
seines Zeichens 'Kaiser von Österreich und erster Beamter und Diener
des Staates'.
Ab
dem beginnenden 20. Jahrhunderts (dem Beginn des Antropozäns?)
wurden die Massen selbstbewusster und die Wächter ihres Wohlstandes
immer mehr zu Witzfiguren, Hassbildern oder verknöcherten
Verhinderern der Entfaltung.
Interessant
für mich ist, dass gerade im Zeitalter der wirtschaftlichen
Stagnation der Ruf nach dem Abbau 'der Beamten' immer lauter wird.
Und immer mehr mitgetragen wird von den Menschen, die eigentlich im
Schutz des Beamtentums stehen. Das Streben nach „mehr Privat –
weniger Staat“ mag einigen wenigen nützen, der Masse der Menschen
läuft diese Bewegung aber zuwider. Denn 'die Wirtschaft' ist ein vom
menschlichen Leben abgehobenes System, das schon lange nicht mehr
dazu dient um den Menschen zu versorgen. Wenn es denn je dessen Sinn
war.
Ist
die Menschheit vergleichbar mit einem Virus, der den Körper des
Planeten befällt und ihn aussaugt, so ist die Wirtschaft darin das
Krebsgeschwür dessen einziges Interesse ungehindertes Wachstum ist.
Was den Wirtskörper unweigerlich vernichten muss.
Tendenzen
zu einer 'sozialen Marktwirtschaft' zu kommen waren ebenso halbherzig
wie erfolglos.
Die
Struktur des Staates so wie die Funktion der Beamten war es – in
der Idee – die Menschheit durch Regeln und Schranken vor dem
Übermaß zu schützen und die Entwicklung in nachhaltige Bahnen zu
lenken.
In
dieser Gesellschaft, in der Menschen in prekären Jobs denen unter
Mindestlohn die Überstunden neiden und die, die ohne Job von der
Gemeinschaft versorgt werden laut und eifersüchtig darüber wachen,
dass niemand Neuer dazu kommt – in dieser Gesellschaft hat das
'Traumbild des unendlichen Wachstums' über den gesunden
Menschenverstand gesiegt und die Gesellschaft taumelt in weiten
Schleifen der Eskalation zwischen Börsenblase, Neiddebatte und
ängstlicher Vermeidung der Kooperation einem neuen, nationalen Chaos
entgegen.
Dass
jedem Untergang ein neuer Aufschwung folgen wird – folgen kann,
wenn die Zerstörung nicht all zu groß ist – das mag für die
Menschen des 21. Jahrhunderts nur ein schwacher Trost sein.