Mittwoch, 19. Dezember 2018

Würde ich eine gelbe Weste tragen ...

dann würde ich wohl anfangen ein wenig in die Zukunft zu sehen.
Gut, man hat viel erreicht in Frankreich. Ansehen, Verlässlichkeit und Staatsfinanzen sind beschädigt. Weihnachtsgeschäft für viele Händler ein Fiasko und der Tourismus eingebrochen.
Belgien, Portugal, die Niederlande kopieren die Bewegung.
So weit, so gut. Gut? Ja, gut!
 
Die Polizei ist inzwischen so mürbe, dass nur mehr Dienst nach Vorschrift gemacht wird und es kann nicht mehr lange dauern, bis man dort sich weitgehend von den Straßen zurück zieht.
Wenn jetzt die Feiertage kommen – und das Chaos auf den Straßen zunimmt. Wenn etwa die Versorgung der Bevölkerung in die Knie geht, weil LKW-Fahrer streiken, Straßen mit Blockaden gesperrt werden oder die Treibstoffversorgung der Tankstellen schwierig wird – dann wird die Bevölkerung erst recht aufschreien. Dann wird sie aufstehen und sich geschlossen gegen die Unfähigkeit der Regierenden stellen.
Dann wird es Bürgerwehren geben, die (wie aus dem Nichts?) die Straßen übernehmen und für Ruhe und Ordnung sorgen. Regionale Verbände, welche die Versorgung sicher stellen
Und koordinieren wird dies eine neue Jeanne d’Arc – vielleicht Marie LePen.
Die Wahl der Regierung wird hinfällig, weil Macron bewiesen hat, dass er und seine Bewegung unfähig sind. Weil bewiesen wurde, dass einzig die Front Nazional in der Lage ist das Überleben der französischen Bürger zu sichern.
 
Auch weit links stehende Gelbwesten werden erkennen müssen, dass die Bevölkerung in erster Linie Sicherheit und Ruhe wünscht. Dass Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit durchaus akzeptabel sind, wenn so die Versorgung gesichert wird.
Und dass jedem Bürger das eigene Überleben weit wichtiger ist, als hochfliegende Ideale abgehobener Idealisten.

Mittwoch, 25. Juli 2018

Das Beamtentum und die Gesellschaft

Es war so zirka damals, als die Handelshäuser erstarkten, die Bürger gebildeter wurden und die Herrschenden immer panischer, dass das Beamtentum eingeführt wurde.
Personen, die den Herrschenden helfen sollten das Land zu verwalten und gleichzeitig darauf zu achten hatten, dass sich diese Herrschenden nicht (über Maßen) an der Bevölkerung bereicherten.
Um dies zu erreichen sah man darauf, dass diese Beamten einigermaßen verdienten um nicht bestechlich zu sein - aber nie all zu gut um keinen Neid zu erregen. Andererseits musste man sie vor der Willkür der Herrschenden durch Unkündbarkeit schützen, um sie nicht manipulierbar zu machen.

Eine Klasse von Priestern des Allgemeinen Wohlstandes zu schaffen, die jedermanns Fortkommen im Auge hatte, das war ein interessantes soziologisches Projekt und eine Phantasie, die eindeutig dem Weltbild des 'reifen und von Natur aus gerechtem Menschen' der Aufklärung geschuldet war.
Dass trotz aller Sorgfalt Menschen käuflich sind, oder unter Druck gesetzt werden können, das bewiesen die Generationen, die darauf folgten.
Wohl in seiner reinsten Verkörperung findet sich der pflichtbewusste Beamte noch in der Person von Franz-Josef von Habsburg-Lothringen, seines Zeichens 'Kaiser von Österreich und erster Beamter und Diener des Staates'.

Ab dem beginnenden 20. Jahrhunderts (dem Beginn des Antropozäns?) wurden die Massen selbstbewusster und die Wächter ihres Wohlstandes immer mehr zu Witzfiguren, Hassbildern oder verknöcherten Verhinderern der Entfaltung.

Interessant für mich ist, dass gerade im Zeitalter der wirtschaftlichen Stagnation der Ruf nach dem Abbau 'der Beamten' immer lauter wird. Und immer mehr mitgetragen wird von den Menschen, die eigentlich im Schutz des Beamtentums stehen. Das Streben nach „mehr Privat – weniger Staat“ mag einigen wenigen nützen, der Masse der Menschen läuft diese Bewegung aber zuwider. Denn 'die Wirtschaft' ist ein vom menschlichen Leben abgehobenes System, das schon lange nicht mehr dazu dient um den Menschen zu versorgen. Wenn es denn je dessen Sinn war.
Ist die Menschheit vergleichbar mit einem Virus, der den Körper des Planeten befällt und ihn aussaugt, so ist die Wirtschaft darin das Krebsgeschwür dessen einziges Interesse ungehindertes Wachstum ist. Was den Wirtskörper unweigerlich vernichten muss.
Tendenzen zu einer 'sozialen Marktwirtschaft' zu kommen waren ebenso halbherzig wie erfolglos.

Die Struktur des Staates so wie die Funktion der Beamten war es – in der Idee – die Menschheit durch Regeln und Schranken vor dem Übermaß zu schützen und die Entwicklung in nachhaltige Bahnen zu lenken.

In dieser Gesellschaft, in der Menschen in prekären Jobs denen unter Mindestlohn die Überstunden neiden und die, die ohne Job von der Gemeinschaft versorgt werden laut und eifersüchtig darüber wachen, dass niemand Neuer dazu kommt – in dieser Gesellschaft hat das 'Traumbild des unendlichen Wachstums' über den gesunden Menschenverstand gesiegt und die Gesellschaft taumelt in weiten Schleifen der Eskalation zwischen Börsenblase, Neiddebatte und ängstlicher Vermeidung der Kooperation einem neuen, nationalen Chaos entgegen.

Dass jedem Untergang ein neuer Aufschwung folgen wird – folgen kann, wenn die Zerstörung nicht all zu groß ist – das mag für die Menschen des 21. Jahrhunderts nur ein schwacher Trost sein.

Dienstag, 26. Juni 2018

Warum Europa die Flüchtlinge so fürchtet

Das Gefühl liegt irgendwo zwischen dem applaudierenden Gutmenschen und der panischen Familie, die sich in ihrem Haus verschanzt.
Die Asylpolitik schwankt zwischen Merkel und Macorn – die am Liebsten alle Flüchtlinge in Jobs stecken würden um das BIP zu erhöhen – und zwischen Seehofer und Orban – die am Liebsten alle Flüchtlinge vor die Grenzen stellen würden. Und gleich noch ein paar mit, die schon länger hier und unbequem sind.
Die Medien pendeln zwischen dem arbeitsscheuen Sozialschmarotzer, der von unseren Steuern lebt und dem gierigen Kontrahenten, der uns unseren Job wegnimmt.

Alles Bilder, die Angst schüren.
Mal abgesehen davon, dass all dies tatsächlich stimmt – und alles falsch ist. Weil es „den Flüchtling“ eben so wenig gibt wie „den Deutschen“ - aber es gibt tatsächlich EINEN Punkt, an dem sich die Flüchtlinge von den Europäern unterscheiden.

Was man über alle Flüchtlinge gleichermaßen sagen kann, ist, dass sie geflüchtet sind. Der Grund kann unterschiedlich sein, doch Angst um ihr Leben, Angst davor, sein Leben nicht ausleben zu können, Angst um sein wirtschaftliches Fortkommen ist immer ein Grund. Sie alle sind geflüchtet, weil sie dort, wo sie waren, nicht so leben konnten, wie sie es wollten. Also haben sie die Initiative ergriffen, sind das Risiko eingegangen und haben sich einer vollkommen neuen Situation gestellt.
Initiative ergreifen!
Risiken eingehen!
Sich Herausforderungen und neuen Situationen stellen!
Das alles kann „der Europäer“ (und auch „die Europäerin“!) kaum mehr. Ja, wenn man sich die Gutmenschen und die Panikschieber ansieht, so erkennt man zumeist, dass die Menschen mit der meisten Angst jene sind, welche auch in ihrem Leben den Status Quo verherrlichen und 'nur nichts ändern' wollen. 'Soll nur nicht schlechter werden, als es ist' – so die gängige, österreichische Aussage.
Von 'besser werden' keine Rede.

Die Angst vor dem Flüchtling ist also – es tut mir leid – in erster Linie das Unbehagen über die eigenen Unfähigkeit und Trägheit. Die Angst davor, sich dem Wettbewerb zu stellen, eine Herausforderung anzunehmen und sich auf neue Situationen einstellen zu müssen.

All dies wären Qualitäten, die Europa im internationalen Wettstreit dringend benötigen würde, während China unsere Wirtschaft langsam unterwandert, russische Oligarchen Entscheidungsträger aufkaufen und die USA sich immer mehr in den Schmollwinkel zurück zieht. Da müsste Europa selbst aufstehen, Präsenz und Initiative zeigen. Doch Europa wird polnisch, versteckt sich in weihrauchgeschwängerten Kirchen und lässt nicht nur die christliche Caritas vor geschlossenen Türen verrecken.

Aber die Tore Europas werden nicht geschlossen bleiben.
Und weil eine unkontrollierte Einreise ebenso dumm ist wie der Ausverkauf von Wissen und Technologie, wird das Ergebnis der „Flüchtlingskrise“ sein müssen, dass die Europäer sich von ihren fetten Hintern erheben und selbst wieder Risiken eingehen, Initiative zeigen und sich der Situation stellen.

Weil es nicht reicht im Fernsehsessel zu sitzen. Weil wir danach streben müssen, besser zu werden, wenn wir unseren Status halten wollen.

Unbequem? Ja, vielleicht.
Notwendig? Ja, sicher!

Montag, 7. Mai 2018

Und warum kaufe ich mir keine Freunde?


ZDF-Info bringt einen Bericht aus 2015:
500.000 Youtube-Klicks kosten 243 Euro.
10.000 Facebook-Freunde gibt es um 23 Euro und
100.000 Likes um 55 Euro.
Ach ja, 50.000 Twitter-Follower ab 80 Euro.



Zalando und Primark stehen dazu, dass sie Blogger(innen) dazu auffordern illegal zu werben, d.h. ohne anzugeben, dass sie dafür bezahlt werden.
Ein französische Wasserkonzern lässt seine Agentur sogar erklären, dass es für sie völlig legal ist, Politiker mit gekauften und gefälschten Seiten in Misskredit zu bringen um eine Privatisierung voran zu treiben.



Das wissen wir alle. So wie wir alle inzwischen wissen, dass die Daten über uns wertvolle Ware sind. Wir wissen mehr oder weniger, je nachdem wie sehr wir uns mit dem Internet beschäftigen. Dass wir alle täglich nutzen und dem wir täglich vertrauen.
Das Bewertungen von Produkten und Hotels zu mehr als 60% gekauft sind und das Amazon, Uber und andere schlechte Bewertungen umgehend löschen bzw. mit Anwälten gegen Schreiber von schlechten Bewertungen vorgehen, ist wirklich nicht neu und 'aus dem letzten Jahrhundert'.


Wieder einmal stehen wir vor dem Problem, dass wir nicht wissen, wem wir trauen sollen. 'Schwarmintelligenz' haben sich Zukunftsforscher groß an die Tafel geschrieben und erhoffen sich davon Lösungen für die dringlichsten Probleme der Menschheit. Aber der Schwarm ist nur so intelligent wie die Informationen, die er erhält. Wenn man einer Biene dem Stock die Richtung zur neuen Blumenwiese anzeigen lässt, aber die Information unterbindet, dass da draußen Sturm herrscht, dann wird der Stock nicht lange überleben. Wenn die Biene aber jeden einzelnen Windhauch auf dem Weg zur Wiese beschreibt, dann werden die anderen das nicht mehr aufnehmen können.
Im Internet muss das geschehen, was auch im Bienenstock und im menschlichen Gehirn geschieht – Informationen werden gefiltert und nur die relevanten weiter gegeben.
Was über Jahrmillionen im Gehirn erprobt wurde, das führt heute zu idiotischen Ergebnissen. Etwa, dass wir einen Unfall eher filmen (um unser sozialen Status zu heben) als den Verletzten zu helfen (und uns vielleicht selbst gefährden).

Wenn also das Internet in ein paar Millionen Jahren zumindest so gut funktioniert wie das Gehirn, dann können wir stolz sein. Aber bis dahin müssen wir damit leben, dass wir den Informationen im Netz nicht trauen können.

Darum muss neben dem Rechner auch das Gehirn eingeschaltet bleiben:
- niemand hat was zu verschenken!
- wer was anbietet macht das, um davon zu leben!
- niemand ist nur gut/schlecht!
- was schräg klingt, das ist schräg!




Ach, wegen der Freunde und Likes und Aufrufe … ich sondere Text ab, damit er gelesen wird und damit darüber nachgedacht wird. Gekaufte Freunde aus Bangladesch oder Like-Bots bringen mir nichts. Das Geld kann man besser verwenden.

Donnerstag, 12. April 2018

Warum die AUVA weichen muss

Das waren noch Zeiten!
Wenn der Arbeiter sich im Betrieb verletzte, dann stand sofort ein Winkeladvokat bereit um den Betrieb auf hohe Summen zu verklagen. Summen von denen der Arbeiter allerdings zumeist nicht mehr viel sah.
Um dem zu entgehen schufen die Arbeitgeber die Unfallversicherung. Diese verhandelte mit den Ärzten und Krankenhäusern, deckte die Forderungen der Arbeiter und war ein durchaus berechenbarer Kostenfaktor für die Betriebe.


Also spricht niemand davon die Unfallversicherung abzuschaffen!
Die Unfallversicherungs-ANSTALT soll zusperren.
Die Krankenbetten und die Operationssäale kann auch die Krankenversicherung weiter führen. Muss halt ein wenig mehr Verwaltung dort dazu kommen.
Die Forschung im Bereich der Unfallchirurgie – weltweit anerkannt und bewundert – braucht keiner mehr, kostet zu viel, wollen wir uns nicht mehr leisten, weil, was wir haben ist gut genug.
Weniger Beiträge bedeutet auch, dass die Invalidenrente – eigentlich der Ersatz des Einkommens – geringer wird. Aber wozu gibt es die Sozialhilfe und die Mindestsicherung?
Prävention – also bitte! Wer nicht selber schaut, der hat's nicht besser verdient. Gibt doch schon viel zu viele Regeln und Vorschriften.


Wer würde also von der Zerschlagung der Versicherungsanstalt – die ja von der Wirtschaftskammer und dem Gewerkschaftsbund „non profit“ selbst geführt wird – profitieren?
Die Privatversicherungen.
Denn für die Betriebe ist die Versicherung gegen die Kosten der Unfälle unumgänglich. Eine Zerschlagung der gesetzlichen Versicherung wäre somit ein immenser Anreiz für die Versicherungen ein solches Produkt auf den Markt zu bringen. Und es sich ordentlich zahlen zu lassen. Was den Betrieben zwar wieder mehr kosten würde, aber sie wären das Gängelband des Staates los. Muss ja keiner abschließen, man kann ja auch hoffen, dass dem Arbeiter nichts auf den Kopf fällt, oder er einen schlechten Anwalt hat, oder man längst wieder in Konkurs ist, wenn es zur Verhandlung kommt.


Um mit einem Gerücht aufzuräumen:
Die Zerschlagung der AUVA hat natürlich nichts damit zu tun, dass die Frau Minister früher einmal für den Posten der Generaldirektorin abgelehnt wurde, weil sie sogar den Politiker für diese politische Funktion nicht kompetent genug war.

Montag, 2. April 2018

Hoffnung


Seit nun mehr etwa 15 Jahren erfreue ich nun die Welt mit meinen Blog-Einträgen.
Wobei man sagen kann, dass ich zumeist weder jemanden erfreue, noch, dass die Welt sehr viel Notiz von meinen Einträgen nehmen würde. Auch das ist ein Grund, warum ich mich in den letzten Monaten nicht geäußert haben.
Dies hat aber auch einen anderen – erschreckenden – Grund.

In all den Jahren habe ich darauf hingewiesen, wie sehr das 21. Jahrhundert in seiner Geschichte dem 20. Jahrhundert ähnelt. Wie unlogisch Menschen auf den Straßen und Menschen in Machtpositionen agieren. Ich habe mich bei den zynischen Lachnummern rund um Trump, Erdogan, Merkel und Kurz zurück gehalten in der Hoffnung, dass Kooperation und Vernunft, dass der Blick auf das Große Ganze letztendlich siegen wird.
Ich habe auch oft genug geschrieben, dass eine neue Vernunft nur nach einem großen Zusammenbruch der sozialen und rechtlichen Strukturen sich ihren Weg bahnen kann.
und jetzt stelle ich erschrocken fest, dass all das eintritt, was ich gesagt habe! Weil es macht keinen Spaß mit dem Finger zu zeigen und zu rufen 'Ich hab's euch ja gesagt!“ - wenn man Angst vor dem hat, was man erwartet hat.

Es ist diese Zivilisation, die sich selbst abschafft. Nicht immer und überall, weil diese Zivilisation viele Ausformungen kennt. So wird sich in den afrikanischen Sklavenminen auch nach dem Zusammenbruch kaum etwas ändern. Und die Verteilungskämpfe in den Vororten von Paris und Wien weder sich nicht mehr um Flachbildschirme drehen sondern um Wasser und Äpfel. Und die Menschheit an sich wird weiter bestehen. Anders, sicherlich. Auf dem Weg zum nächsten Pendelausschlag im Aufschwung. Wahrscheinlich wird die Menschheit es auch dann nicht schaffen alle seine Teile vernünftig zu ernähren und positive Lebensbedingungen zu schaffen. 

Vielleicht werden dann endlich Überlebensräume außerhalb des Planeten entstehen, so in 80 bis 100 Jahren, in 2 oder 3 Generationen nachdem die Milleniumgeneration vom nächsten großen Krieg dezimiert wurde. Vielleicht ist auch die informative Singularität eines bewussten Computers ein Schritt der Evolution.
Ich weiss es nicht. Ich kann nur hoffen. Dass es nicht so schlimm kommt. Das die Menschheit nicht so tief fällt. Dass es nicht zu lange dauert, bis die Vernunft wieder mehr wiegt als der Wahn.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – bedeutet, dass auch sie sterben kann.