Dienstag, 5. Dezember 2023

And the winner ist - HAMAS ?

 

Am 7. Oktober 2023 fielen Kämpfer der Hamas auf israelisches Gebiet ein, töteten und entführten Menschen.

Wie die Meisten war ich im ersten Moment erschrocken über diese Tat und ihre Sinnlosigkeit. Später weniger über die Tat an sich – denn es war klar, dass jedes Fass einmal überlaufen oder zerspringen wird – als viel mehr über das, was dadurch ausgelöst wurde. Nämlich der massive Gegenschlag der israelischen Streitkräfte.

Aber die Hamas-Führung hätte doch wissen müssen, dass diese Aktion nur noch mehr Leid und Gewalt gegen die palästinensische Bevölkerung nach sich ziehen würde.

Ging vielleicht etwas schief? War das von der Hamas gar nicht so geplant?

Inzwischen wissen war, dass es genau so geplant war, auch wenn die israelische Führung zu den inzwischen bekannt gewordenen Plänen beharrlich schweigt. Eine Übung, die sie in den letzten Jahren des Aufstandes der Bevölkerung gegen Netanjahu perfektioniert hat.

Wie konnten die Führer der Hamas nur so dumm und gleichgültig sein!

1400 Israelis tot und vielleicht 250 entführt – dafür sterben jetzt zehn- oder vielleicht bald hunderttausende Palästinenser? Männer, aber auch Frauen und Kinder und Alte?

Was haben die sich dabei nur gedacht?!

Und dann gab mir Präsident Netanjahu selbst die Antwort.

Als er erklärte, die israelische Armee werde alle Kämpfer der Hamas neutralisieren. Alle ihre Führer, alle ihre Verbündeten. Und dafür sorgen, dass sich die Hamas niemals wieder erheben würde.

Mit gutem, israelischem Recht.

Doch das bedeutet auch, dass nicht nur die aktiven Kämpfer sondern auch alle, die einmal Kämpfer werden könnten oder die Bewegung unterstützen (könnten) 'neutralisiert' werden müssen. Sonst wäre ein neuerliches Erstarken nicht zu verhindern.

Ich erspare mir im Detail durch zu denken, welche Ausmaße diese Säuberung eigentlich annehmen müsste. Sagen wir einfach – praktische alle Teile des palästinensischen Volkes.

Doch schon jetzt regt sich Unmut bei den Unterstützern Israels über die Vorgangsweise im Gazastreifen. Zu unrecht, meines Ermessens. Denn in einem so dich bevölkerten Gebiet kann man nicht zwischen harten, militärischen Zielen, weichen Zielen und Zivilbevölkerung unterscheiden. Jede Kugel, jede Granate trifft alle Teile der Bevölkerung. Schuldige und Unschuldige. Dessen war sich die israelische Armee – und auch ihre Verbündeten – sicherlich durchaus bewusst.

War es vielleicht Ziel der Hamas-Führung, abertausende Zivilisten zu opfern um das israelische Militär und damit Israel als blind wütende, nach Blut und Genozid hechelnde Unmenschen darzustellen? Bloß zu stellen? Ihnen die Unterstützung ihrer Verbündeten zu entziehen. Und im weiteren die – machen wir uns nichts vor - latent vorherrschende antisemitische Stimmung in den westlichen Ländern zu schüren?

Wenn das wirklich das Ziel der Hamas war, dann sind sie auf dem besten Weg dieses Ziel zu erreichen. Zumal die israelische Armee sich in eine Position manövriert hat, aus der sich nicht mehr heraus kommt. Zurück kann sie nicht mehr. Weiter zu machen bedeutet noch viel mehr Blut und Leid und Kritik. Und weiter zu machen als Verbündete der Zivilbevölkerung gegen ein paar gewalttätige Irre – diese Option hat israels Regierung schon lange verspielt.


Und so politische unkorrekt Kritik an Israels Führung ist – gefallen lassen muss sie es sich doch. Denn heute erntet das israelische Volk die bitteren Früchte der grenzenlos dummen und arroganten Politik ihrer Regierungen der letzten Jahrzehnte. Niemand könnte ernsthaft glauben, dass die Unterdrückung, Demütigung und Knechtschaft, welche die heute lebenden Palästinenser seit ihrer Geburt erfahren haben, nicht irgendwann zu einem Ausbruch führen würden. Gut, vielleicht geschickt gesteuert von anderen Mächten, aber der Ausbruch an sich war unvermeidlich. Weil Menschen so sind. Alle, egal ob Israelis oder Palästinenser. Sie alle verdienen ein halbwegs gesichertes Leben und eine Perspektive für die Zukunft. Wer das nicht hat, der erkämpft es sich. Wenn es sein muss mit Bombe und Messer. Für sich und für andere.

(Denn bisher hat es noch niemand gewagt zu hinterfragen, warum so viele Frauen und Kinder in israelischen Gefängnissen sitzen, die nun gegen Geiseln des 7. Oktober ausgetauscht werden. Waren auch sie Geiseln? Denn verurteilte Verbrecherinnen tauscht man nicht aus.)


Die Wahrheit aus dem 7. Oktober 2023 – das Warum, Wieso und Wie - ist wie immer viel zu komplex um sie in vollem Umfang erfassen zu können.

Die Lehre daraus ist aber klar – behandele andere so, wie du an deren Stelle behandelt werden wolltest. Tust du das nicht, dann überlege, was du an deren Stelle tun würdest. Und dann fürchte dich vor dir.