Sonntag, 1. November 2015

Selbst-Radikalisierung

"... hat keine Verbindungen … ist zum Islam konvertiert … hat sich selbst radikalisiert ...“

Das ist eine Wendung, über die man zur Zeit in allen Medien stolpern kann. Zumeist geht es dabei um einen jungen Mann, der sich zu einer gewalttätigen Tat hat hinreißen lassen, die meist einen Toten gefordert hat.
Allen diesen Taten gemeinsam ist die sehr schlampige Vorbereitung und eine Durchführung die weit mehr an Affekt denken lässt als an vorsetzliche, terroristische Anschläge.

Terroristischen Taten gemeinsam ist auch, dass es ein Bekenntnis zur Tat gibt. Entweder melden sich hochrangige Terrorführer, die zumeist von der Tat ebenso überrascht waren wie die Betroffenen, aus sicherer Entfernung und aus sicheren Verstecken. Oder es gibt ein Bekenntnis post-mortem, das bei einem Fernsehsender, einem Zeitungsverlag oder einer öffentlichen Stelle einlangt und in dem der Attentäter beschreibt warum es für ihn unumgänglich war diese Tat zu setzen.
Auch diese Bekenntnis fehlt in den letzten Monaten immer öfter.

„Europäer werden in den Öffentlichkeit immer aggressiver und neigen immer öfter zu Gewalttätigkeiten“
„Die Anzahl der gewalttätigen Konflikte und die Anzahl der bei diesen Konflikten getöteten Menschen steigt seit dem Zweiten Weltkrieg stetig an“
Zwei weitere Schlagzeilen, über die man so oder ähnlich immer wieder stolpert.

Sind es die Menschen, die immer gewalttätiger werden? Oder war der Menschen immer schon des Menschen Wolf und erfahren wir in unserer Zeit nur immer öfter davon?

Grundsätzlich glaube ich, dass der Homo tatsächlich immer gewalttätiger wird bzw. sich die Hemmschwelle senkt.

Doch heute möchte ich auf etwas anderes hinaus:

Es gibt da zwei Lieder, die mir den Weg zu einer Erkenntnis geliefert haben.
Das eine ist älter und von Konstanin Wecker - Was keiner wagt
Das andere ist (ziemlich) neu, hier interpretiert von Heartshot - - Ein echter, wahrer Held.

Nun habe ich den „echten, wahren Helden“ gründlich missverstanden.
Ich dachte zuerst, es ginge darum, seinen Hintern endlich vom Bürostuhl zu heben und das zu tun wofür man eine Notwendigkeit seht und sich „dem Bösen/der Dunklen Macht“ entgegen zu stellen.
"Was keiner wagt.
Wer, wenn nicht wir.
Wer, wenn nicht ich."

Konstantin Weckers Lied hat die rechte Szene für sich entdeckt.
Der echte, wahre Held verkriecht sich in Wahrheit hinter dem Bildschirm vor den Problemen da draußen.

Das Problem liegt aber in der Definition „des Bösen“!

Für den rechten Block ist die Beschneidung und Schmälerung ererbter Rechte und die gleichzeitige Vergeudung von Ressourcen an Fremde Dummheit schlechthin. Kollektivismus ja, aber nur innerhalb des Kollektives.
Der linke Block träumt von einem Grundeinkommen ohne Arbeitsleistung für alle Menschen auf allen Kontinenten. Es sei genug für alle da.

Der eine wahre Held kämpft in Syrien für einen Staat von Gottes Gnaden, der andere wahre Held jagt Aufständische in Afghanistan.
Der eine jagt Bankmanager, die sich und ihre Bank auf Kosten der Bürger bereichert haben, der andere setzt sein Herzblut dahinter seine Auftraggeber zufrieden zu stellen und höhere Bonifikationen sichern zu können.

Was davon ist jetzt „das Böse“?

Dem alten Kater aus dem Nordwald steht es nicht zu ein Urteil zu sprechen! Einerseits, weil die Geschichte der Menschen lehr, dass das, was gestern noch ehernes Menschengesetz war, heute bereits ein unentschuldigbares Vergehen gegen die Menschlichkeit ist. Andererseits, weil es nicht meine Aufgabe ist zu urteilen. Ich kann nur der Wegweiser an der Kreuzung sein, der den Menschen darauf aufmerksam macht, was ihn auf den Wegen die vor ihm liegen erwarten könnte. Für einen Weg entscheiden muss der Menschen sich selbst und allein.

Ich gestatte mir trotzdem hier den Koran(!) zu zitieren:
„Füge einem Anderen nicht zu, was der Andere nicht dir zufügen soll.“

Trotzdem singe ich – und begehe damit den (neu definierten) Tatbestand der Verhetzung:
„Es gibt keine Schranken
die du nicht durchbrechen kannst.
Tief in dir drin hast du alles
was du braucht's.
Was zu tun ist
weißt du nun.
Nur wer nicht aufgibt
wenn er fällt
ist ein echter, wahrer Held.“

Mark Gold

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