Dienstag, 20. Oktober 2015

Bücherliebe

Es war ein kurzer Gedankenaustausch mit Seven of Nine (die inzwischen nicht mehr online bzw. zu FB gewechselt ist)der mich auf den Gedankengang brachte. Wieder einmal, zugegeben.
Nämlich die Überlegung, dass es in Bezug auf ihr Verhältnis zu Büchern zwei Arten von Menschen gibt.

Die einen haben ein Verhältnis, weil sie dieses eine Buch schätzen. Seine Gedanken, seinen Stil, seine Form. Sicher auch den optischen Eindruck, den das Buch hinterlässt. Manche sind eben einfach nur *Wow* und schlichtweg umwerfend, wenn man ihnen begegnet. Sie nehmen einen gefangen, fesseln die Aufmerksamkeit bis zum Tunnelblick und verdrängen, vielleicht auch nur für einen kurzen Augenblick, jeden Gedanken an andere Nebensächlichkeiten wie Schlafen, Essen, Arbeiten …

Und dann gibt es die Menschen, die ein Buch erst mal besitzen wollen. Unberührt soll es sein, wenn sie es in die Finger bekommen. Keines anderen Menschen Hand soll die reinen Seiten schon berührt haben. Die ersten wollen sie sein, die ihren Eindruck auf dem jungfräulichen, glatten Weiß hinterlassen. Und wenn sie es erstmals benutzt haben, dann wird es weggesperrt. Vielleicht noch ausgestellt, aber wehe dem Fremden, der danach fassen will! MEINS! Und wenn es auch niemals wieder aus dem goldenen Käfig heraus geholt wird um vielleicht ein zweites Mal in den Genuss der Berührung zu kommen – sie sind Herr über ihr Buch und lieber vernichten sie es, als dass ein anderer in seinen Genuss kommt.

Nun gebe ich zu, dass wohl jeder Mensch ein wenig von beidem in sich trägt. Wie das in allen Dingen so ist. Aber man kennt sie schon auseinander. Die, die nicht mal geborgte Bücher in die Hand nehmen. „Weil es irgendwie ekelig ist, wenn das Buch schon abgegriffen ist.″ Und die, die kopfüber in der Altpapiertonne hängen um „Bücher zu retten″. Und dazwischen jede Schattierung.

Mir selbst geht es da ja eher um die Geschichten als um die Bücher. Ich brauche keinen Goldschnitt, es tut auch das Paperback, wenn nur der Inhalt stimmt. Ich tausche Bücher an den offenen Bücherschränken der Gemeinde Wien oder im Cafe Sperlhof (nicht das im Reiseführer gelobte Cafe Sperl!) und wundere mich, was für toll erhaltene Exemplare ich finde. Ich stöbere im Inhaltsverzeichnis der Bücherei Wiens (sehr zum Leidwesen der Archivverwalter) und staune, wie gedankenlos manche Menschen mit geliehenem umgehen.

Da passt zum Abschluss eine Zitat des Kabarettisten Andreas Vitasek:
„Wir haben die Welt nur von unseren Kinder geliehen? Na und? Geborgt ist geborgt! Oder haben Sie schon einmal ein verborgtes Buch zurück bekommen? Na sehen Sie!″

...
Ach, wem's aufgefallen ist – auf das schöne neudeutsche Worte „getschendert″ habe ich vergessen. Ganz unabsichtlich.

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