Montag, 18. Juli 2016

Mein Nachbar, der Terrorist von Nebenan

Ich kenne ihn. Ich kenne ihn ganz genau. 
Also, sein Name fällt mir jetzt nicht ein, da müsste ich am Postkasten nachsehen. 
Wie alt er ist? Keine Ahnung. Auch weiß ich nicht, welche Sprache er spricht. Denn er grüßt nicht. Redet nicht. 
Nicht, dass vielleicht ich grüßen würde, wenn man sich mal sieht. Oder mit ihm reden. Nein, sicher nicht. Man will ja für sich bleiben. 
 
Ich kann auch nicht sagen, ob er verheiratet ist. Obwohl, ich habe schon öfter eine Frau bei ihm gesehen. Möglicher weise war es auch immer die gleiche. 
Letztens trug sie Kopftuch! Das müssen Islamisten sein. 
Da sah ich sie beim Putzen der Fenster in der Sonne. Ganz genau konnte ich sehen, dass sie ein Kopftuch trug. 
Einen Bart hat er auch, 
Ganz sicher also Islamisten. Sicher radikale. 
 
Obwohl er selber nie eine Kopfbedeckung trägt. Und ich glaube mich zu erinnern, dass der Koran vorschreibt, dass ein gläubiger Moslem sein Haupt zu bedecken hat, wenn er sein Haus verlässt. 
Waren die Attentäter in Brüssel, Paris, Nizza, Orlando nicht auch alle ohne Kopfbedeckung? Waren das vielleicht gar keine gläubigen Moslems? 
Obwohl, einmal sah ich ihn mit Mütze. Aber da war es Winter und arschkalt. 
Er grüßt nicht. Er ist ein dunkler Typ. Er schleppt immer eine schwere Tasche mit sich herum. Tut so, als würde er Sportsachen oder ähnliches transportieren. Dass ich nicht lache. 
Bombe und Kalaschnikov hat er drinnen. Ganz sicher! 
Er ist ein Terrorist. 
 
Ein Schläfer, nannte man das früher im Kalten Krieg. 
Jetzt ist aus dem Kalten ein Heißer Krieg geworden. 
Doch der Feind ist immer erkennbar. 
Egal ob früher krumme Judennase und schwarze Russenaugen oder jetzt der Moslembart - an allen Ecken sieht man sie lauern und der Europäer traut sich keinen Schritt mehr zu machen ohne ängstlich über die Schulter zu sehen. 
Jeder Rucksack wird beäugt, jede dickere Jacke verdächtig. 
Vorsichtig schweift der Blick, wenn man Bahnsteig oder Verkehrsmittel betritt. 
 
Manchmal - und manchmal immer öfter - streift so ein Gedanke. Es könnte ja, gerade jetzt, einer was tun. Den Zünder drücken. Die Waffe ziehen. 
Dann ist der Spaß ein bisschen grauer. Dann ist die Freude nicht mehr ganz so ehrlich. Dann bleibt man lieber zu Hause und für sich. Mit den Leuten, die man kennt. Mit den Leuten, die ganz genau so denken wie man selber. Wo jeder eine Geschichte kennt mit der er die Sorgen der Anderen bestätigt und bekräftigt. 
Hinter der Hand und gar nicht mehr so leise hört man dann die Rufe laut werden nach einer starken, beschützenden Hand. 
Nach dem, der das alles wieder richten kann und es den abgehobenen Bonzen zeigt. 
Einem, der die Grenzen dicht macht und mit Gewehrkolben und Herkulesmaschine die Unerwünschten weit, weit weg bringt. 
 
Ein bisschen mehr Kontrolle? Aber sicher doch, ich habe ja nichts zu verbergen. 
Ein bisschen weniger Privatsphäre? Gerne, wenn ich mich dann sicherer fühlen darf. 
 
Aber mein Nachbar ... ich rede ja sonst nicht über Leute ... es geht mich ja nichts an ... aber der ... ganz sicher ... Terrorist! 

In einem langen Leben als Kater hört man so einiges. Es meinte einmal jemand: "Wer in Angst lebt ist schon tot bevor er gestorben ist." 
Nehmt euch ein Beispiel bei Sorbas - schnallt den Gürtel enger und tanzt.

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