Samstag, 25. Juni 2016

Der Zerfall des Reiches

Wenn die Menschen ihre Inbrunst verlieren, dann zerfällt das Reich.
A. de Saint-Exupery
Meine Frage lautet: „Wofür leben Sie?“
Dr. Rebekka Reinhard
Zuerst war da mein alter Freund und Weggefährte Saint-Ex, der mich (wieder mal) mit der Nase darauf gestoßen hat. (La Citadelle)
Und während ich noch grüble stolpere ich über ein Interview mit Dr. Reinhard. (PM 1/2014).
Was tun die Menschen heute noch mit Inbrunst (sofern ihnen dieses Wort überhaupt noch etwas sagt)?

Wofür leben die Menschen heute?
Nein! Ich spreche hier jetzt nicht vom Sparen für den nächsten Urlaub oder für das größere Auto. Auch nicht vom liebevoll gepflegten Garten und von den im Halb-Stunden-Takt zu irgend welchen Kursen zu befördernden Nachkommen.

Wenn ich an Inbrunst denke, dann fallen mir die Leute ein, die sich vor die Panzer am TienAMen-Platz in Peking stellten (und starben). Oder in den 1970iger Jahren in Paris gegen die neoliberale Oligarchie demonstrierten (und starben). An Menschen, die Repressalien auf sich nahmen um für ihre Genossen einen 45-Stunden-Tag zu erreichen (und starben). Oder eine Sonderzahlung zu Weihnachten.
Menschen (z.B. Inder), die in Reih und Glied antraten um sich von britischen Besatzungssoldaten ohne Gegenwehr verprügeln zu lassen.

Manchem mag jetzt auch das Bild eines jungen Mannes in einem Bahnhof mit einem Rucksack voller Sprengstoff aufblitzen – ja, auch das hat etwas mit Inbrunst zu tun. Denn Inbrunst, Hingabe an eine Idee heißt noch nicht, dass diese Idee auch gut ist. Und wenn die Idee vielleicht gut ist, heißt das noch nicht, dass es nicht auch Menschen gibt, die sie (für ihre persönliche Zwecke) missbrauchen.
Doch das was mich nun beschäftigt, ist der Gedanke an die „Halbherzigkeit“.
Denn was ich tue, ich tue es halbherzig. Immer mit den Gedanken wo anders. Schon weiter. Beim Nächsten. Selbst Dinge die ich liebe, tue ich halbherzig, wenn ich ehrlich bin.
Und da ist niemand, soweit ich sehe, der anderes wäre. Die Welt der Menschen wankt und zerfällt. Weil es niemanden wirklich kümmert. Weil immer etwas anderes wichtig ist.

Und jetzt sitze ich da, und denke nach ...

Wofür stehe ich auf?
Wofür würde ich den Kopf hinhalten? Bedingungslos!
Wofür opfere ich gerne und freudig meinen Schlaf, meine Zeit, meine Kraft?
Wofür lebe ich also?



Wofür leben Sie?
Ehrlich!

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