Mittwoch, 29. Juni 2016

Das Europa der Regionen

Fast ein Freudenfeuer war es, was da aufloderte.
Ein Blick in eines Zukunft die übersichtlich, freundlich, beherrschbar und lebenswert erschien. Wo Bürger direkt und energisch an der Gestaltung der Welt und der Gesellschaft mitarbeiteten und wo Korruption und überbordende Bürokratie in die Schranken verwiesen wurden.
Ich kann mich noch gut erinnern.
Sie nannten dieses Utopia – „Das Europa der Regionen“.
Wo nicht mehr dumpfe Nationalstaaten den Ton angaben, selbst innerlich zerstritten und von gekauften Politik-Professionalsten dem Meistbietenden verscherbelt. Wo nicht mehr von oben herab sondern vernünftig und maßvoll aus der Masse heraus gestaltet würde.
Ein Versprechen, dass sich in Schall und Rauch auflöste.
Nein – nicht einmal Schall und Rauch gab es, so schnell verschwand diese Idee in den Tiefen der Aktenkoffer. Und böswillig wäre es zu sagen „bedeckt von Zuwendungen, Geschenken und materiellen Anerkennungen“.

So ging das letzte Jahrtausend zu Ende.
Nun, der alte Kater weiß, dass ein Jahrtausend ist wie das andere. So lange es Menschen hat, wird sich nicht viel ändern.
Wie könnte es mich da wundern, wenn dann, als die Einigkeit am Kräftigsten gefordert gewesen wäre und nicht nur Zuwendungen sondern auch Anstrengung gebracht hätte, dieses Europa der politischen Gruppen anfing zu ächzen, zu knacken und zu krachen. Zu bröseln, sich zu verwerfen und zu splittern.

Damit aus dem dampfenden Humus das Neue wachsen kann. Auch wenn dieses Neue gar nicht so neu ist.
Schottland, Katalonien, Nordirland und Gibraltar machen nur den Anfang. Kärnten, Sachsen und Centre werden folgen. 
Vielleicht.
Denn das mit der Selbstständigkeit, das ist so eine Sache.
Zum einen, weil in einer globalisierten Welt ein Leben ohne Einfluss von außen keine Chance hat. Und zum anderen, weil viele dadurch viel verlieren können. Also, ein paar tausend Menschen, die ein paar tausend Milliarden Euro verlieren könnten. Und gegen die paar Milliarden Menschen haben diese paar Tausend sehr wohl die Möglichkeiten vorzugehen. 
Nicht direkt und nicht offen. Wozu gibt es Werbung, Medien, PR-Agenturen, Meinungsmacher und Peers.

Eine neue Dämmerung zum Europa der Regionen scheint gekommen. Wenn man es sehen will. Doch auch diese Chance wird untergehen. 
Und sollte sie nicht untergehen, sollte dieser innige Zusammenschluss der halbwegs autarken Regionen mit direktester Demokratie wirklich kommen – es wird den Protagonisten der Produktions- und Medienoligarchien schon was einfallen um zu untergraben. 
Weil die autonomen Regionen den Machthunger der Mächtigen behindern könnte.
Oder fördern – denn, was lässt sich leichter gegeneinander ausspielen als kleine Menschengruppen?

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